Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz 585’991 Tiere in Versuchen für die Forschung eingesetzt1. Gemäss der Tierversuchsstatistik des Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV bedeutet dies einen Anstieg von rund 2% gegenüber 2021. Wie in den Vorjahren stieg die Zahl der Tiere, die in Versuchen des Grades 3, den für die Tiere schmerzhaftesten und belastendsten Versuchen, verwendet wurden, auch 2022 weiter an. Im Vergleich zu 2021 wurden 1’300 Tiere mehr verwendet, was einem Anstieg von fast 5 % entspricht.
Der Anstieg ist bei zwei Tierarten besonders ausgeprägt: Fische und Rinder
Bei Rindern ist ein Anstieg um 57 % zu verzeichnen. Diese Versuche werden jedoch nicht durchgeführt, um das Wohlbefinden der Tiere zu verbessern, sondern in erster Linie, um die Leistung der sogenannten Nutztiere zu steigern. Somit stellen diese Versuche eine doppelte Ausbeutung dar: Die Erste liegt darin begründet, dass sie zu Versuchszwecken missbraucht werden. Die Zweite liegt darin, dass landwirtschaftliche Betriebe dadurch größere Milchmengen aus den Kühen pressen können.
Bei den Fischen hat sich die Zahl der verwendeten Tiere mit einem Anstieg um 137 % mehr als verdoppelt. In diesen Versuchen wird größtenteils die Toxizität von im Wasser gelösten Substanzen untersucht (in 28% der Fälle). Diese Toxizitätstests könnten jedoch sehr leicht durch humane Methoden ersetzt werden. Diese Methoden wären nicht nur mit weitaus weniger Tierleid verbunden, sondern auch kostengünstiger, da keine Tiere gezüchtet werden müssten. Und wenn die Toxizität für Menschen getestet werden müsste, wären diese Methoden ebenfalls viel sicherer und effizienter.
Eine Mehrheit der Tiere wird in der Grundlagenforschung eingesetzt
Darüber hinaus ist zu kritisieren, dass 57% aller Tiere, an denen Versuche durchgeführt wurden, in der Grundlagenforschung eingesetzt wurden. Dort werden keine konkreten Ergebnisse erzielt; es werden einfach nur Daten gesammelt. Die «Neugier» der Wissenschaftler ist zwar ein wichtiger Motor für die Wissenschaft, aber diese Neugier sollte unserer Meinung nach nicht zum Tod von Hunderttausenden von Individuen führen. In der Grundlagenforschung könnten viele Experimente durch für den Menschen relevante Methoden ersetzt werden, die ohne Tiere auskommen. Dadurch könnten nicht nur für den Menschen anwendbare Erkenntnisse gewonnen, sondern auch viel Geld gespart werden.
Die Schweiz muss zu einem innovativen Forschungsstandort ohne Tierleid werden!
Diese beunruhigenden Zahlen zeigen deutlich, dass die Schweiz eine notwendige Entwicklung hin zu In-vitro- und In-silico-Methoden verschlafen hat, ja, dass der Staat solche Fortschritte regelrecht blockiert. Tatsächlich werden weiterhin jedes Jahr mindestens 100 Millionen Franken2 an öffentlichen Geldern aus unseren Steuern für Tierversuche ausgegeben. Projekte zur Entwicklung von Methoden, die wirklich auf den Menschen übertragbar sind, werden hingegen nur mit einigen hunderttausend Franken pro Jahr unterstützt.
Aus diesem Grund fordern der LSCV und vier weitere Organisationen den Bundesrat und das Parlament auf :
- sich verbindlich für einen stufenweisen Ausstieg aus belastenden Tierversuchen auszusprechen
- Massnahmen zu ergreifen, um den Nutzen der staatlich geförderten Forschung, welche Tierversuche beinhaltet, systematisch zu überprüfen, und diese Resultate regelmässig zu veröffentlichen
- die notwendigen Schritte einzuleiten, um den stufenweisen Ausstiegsplan aus belastenden Tierversuchen mit verpflichtenden und konkreten Zielen und Meilensteinen sowie entsprechenden Fristen zu erarbeiten.
Dies soll es der Schweiz ermöglichen, ein innovativer, tierleidfreier und zukunftsorientierter Standort für biomedizinische Forschung zu werden!
Um dies zu erreichen, unterzeichnen und verbreiten Sie bitte die Petition: www.forschung-mit-zukunft.ch
Quellen:
1ère mise en consultation du financement de la recherche suisse