Was sind Methoden, die Tierversuche ersetzen?

Was sind Methoden, die Tierversuche ersetzen?

Es handelt sich um Versuchsmethoden, bei denen keine Tiere eingesetzt werden. Die Ersatzmethoden – auch Alternativmethoden genannt – verwenden unter anderem Zellkulturen oder menschliche Gewebe und Computermodelle. Die spektakulären Fortschritte, die bei der Entwicklung solcher Methoden erzielt wurden, erlauben es den Wissenschaftlern inzwischen, gewisse menschliche Krankheitsbilder an menschlichem Material zu untersuchen und somit auf Tierversuche zu verzichten. Ersatzmethoden werden auch im Unterricht sowie bei der Ausbildung von Chirurgen oder Biologie- und Medizinstudenten eingesetzt.

Das Ende die Tierversuche wird teilweise möglich sein dank der Entwicklung neuer Forschungsmethoden die ohne Tiere auskommen. Diese neuen Methoden werden von der LSCV finanziell unterstützt.

 

 

Was für Alternativen zu Tierversuchen gibt es?

«Solange die Forschung an Tieren nicht sinnvolle Vorhersagen darüber machen kann, was beim Menschen zu erwarten ist, scheinen die Unterstützung und Finanzierung von präklinischen Tierversuchen durch die öffentliche Hand unangebracht.»

The British Medical Journal, 5. Juni 2014

Jedes Jahr werden in der medizinischen Forschung Millionen von Versuchstieren eingesetzt, doch die Ergebnisse, die der menschlichen Gesundheit dienen, sind kümmerlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ergebnis vom Tiermodell auf den Menschen übertragen werden kann, ist gering. Besonders unbefriedigend ist, dass man in der Regel nicht im Voraus weiss, ob die Resultate übertragen werden können oder nicht. Die Übertragbarkeit kann erst im Rückblick beurteilt werden.

Unserer Gesundheit zu liebe müssen wir die Entwicklung von Forschungsmethoden auf der Grundlage von menschlichen Daten, Zellen und Geweben fördern.

Trotz geringer Mittel konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich der Entwicklung dieser neuen Forschungsmethoden widmen, in den letzten zehn Jahren spektakuläre Fortschritte erzielen:

In-vitro-Gewebe- und -Organkulturen

Gewebe- und Organkulturen als In-vitro-Modelle werden heute zum Testen von Kosmetika verwendet (künstliche Haut und künstliche Augen aus menschlichen Zellen). Es gibt auch komplexere Gewebemodelle, etwa diejenigen der Westschweizer Firma Epithélix: Ihr ist es gelungen, aus menschlichen Zellen – gewonnen aus Operationsabfällen – ein In-vitro-Modell des respiratorischen Epithels (Auskleidung der Atemwege) zu rekonstruieren. Das Modell ist eine Art «Mini-Lunge», an der die Wirksamkeit von neuen Therapien für Atemwegserkrankungen getestet werden kann.

3D-Zellen

Eine dreidimensionale Zellkultur ist eine künstlich geschaffene Zellumgebung, in der biologische Zellen wachsen und mit ihrer Umgebung in drei Dimensionen interagieren können. Das ist ein Fortschritt gegenüber der Vorgängermethode mit 2D-Zellkulturen in der Petrischale, denn 3D-Modelle kommen dem In-vivo-Modell (d. h. dem lebenden Modell) näher.

Stammzellen

Aus dem menschlichen Fettgewebe, das bei Schönheitsoperationen entnommen wird, können Fettzellen isoliert und in Nervenzellen «umprogrammiert» werden. Auch «Mini-Organe» (Mini-Leber, Mini-Herz) können aus Stammzellen kultiviert werden.

DNA-Chips

Ein DNA-Chip ist eine geordnete Menge von DNA-Molekülen auf einer kleinen Fläche (z. B. einem Glasplättchen). Er dient dazu, die Genexpression (Transkription) in Zellen, Geweben, Organen oder Organismen zu analysieren. Die Bestimmung der Genexpression wird für viele biologische und medizinische Untersuchungen eingesetzt.

MRI, SPECT, PET

Neue Bildgebungsverfahren ermöglichen nicht-invasive Studien an freiwilligen menschlichen Versuchsteilnehmern. Sie bilden beispielsweise die neuronale Aktivität im Zusammenhang mit Depressionen, Suchtverhalten usw. ab.

 

E. Naef-Stifung für die In-vitro-Forschung (FENRIV)

Die Genfer Stiftung FENRIV wurde 1998 gegründet. Ihr Ziel besteht darin, alle In-vitro-Forschungsmethoden zu fördern und die Wissenschaftler zu ermutigen, alternative Mittel und Wege zum Tierversuch zu finden.

Nach dem Hinschied (16.12.2011) unseres lieben Kollegen und Freundes Egon Naef, Vorstandsmitglied der LSCV und Präsident der Naef-Stiftung, verfolgen seine drei Kinder die Stiftungsziele weiter, die ihm am Herzen lagen. Zu unserer grossen Freude hat inzwischen Marcel Naef das Präsidium übernommen. Alternativmethoden erhalten von der Öffentlichkeit nur eine geringe finanzielle Unterstützung. Deshalb ist es sehr wichtig und erfreulich, dass die Aktivitäten der Stiftung weitergeführt werden.

www.fondation-naef.com