Auf der Insel Mauritius ist die Zucht von Javaneraffen (Macaca fascicularis, auch Langschwanzmakaken oder Krabbenesser genannt) für Versuchslabors ein boomender Geschäftszweig. Sechs Unternehmen sind in diesem Bereich tätig: Noveprim Group, Les Campêches Ltd, Biodia Co Ltd, Bioculture (Mauritius) Ltd, Bio Sphère und Prima Cyno Ltd.

Noveprim Group wurde 1990 unter dem Namen CRP gegründet. Die Gruppe hält 5000 Affen an den vier Standorten Goyave, Royal, Nouvelle Terre und Les Campêches. In jedem dieser Betriebe werden 1700 weibliche Zuchttiere gehalten. Die Tiere leben in Aussenkäfigen in Gruppen von durchschnittlich 40 Tieren. Alle eingefangen Weibchen werden der Zucht zugeführt. Frisch eingefangene Tiere werden zuerst in einem weiteren Betrieb in Chamouny an die Gefangenschaft gewöhnt. Anschliessend werden sie zu den Zuchtbetrieben transportiert.
Noveprim Group exportiert jedes Jahr 3000 Makaken nach Europa und in die USA, wo sie für Unbedenklichkeitsstudien neuer Medikamente verwendet werden, bevor diese in klinischen Studien am Menschen getestet werden. Seit Ende 2003 ist das US-amerikanische Unternehmen Covance an der Gruppe beteiligt.

Bioculture (Mauritius) Ltd wurde 1985 gegründet. Dank eines Vertriebsvertrags mit dem US-Unternehmen Charles River, einem der weltweit grössten Versuchstierproduzenten, beliefert Bioculture heute fast ausschliesslich den amerikanischen Markt.

Biodia Co Ltd hält 8000 Affen in zwei Betrieben in Clarens und Tamarin.

Alle diese Unternehmen fangen, züchten und exportieren Affen für die Forschung. Die meisten Versuchsaffenexporte gehen in die USA (2013 waren es 2608 Affen), gefolgt von Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Singapur, Kanada, Mexiko und Spanien.
Die Schweiz taucht in der Statistik nicht auf, weil sie die mauritischen Primaten über Frankreich (Bioprim) oder Deutschland (DPZ) bezieht.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2014 exportierte Mauritius 6591 Primaten (2013: 6054; 2012: 6464; Daten des Amts für Statistik Mauritius) und erzielte damit einen Umsatz von gut 14,2 Millionen Euro, also etwa 2150 Euro pro Tier.

Die britische Tierschutzorganisation BUAV hat 2012 Fotos aus einem mauritischen Zuchtbetrieb veröffentlicht, auf denen Eimer voller Affenkadaver zu sehen waren. Laut BUAV handelte es sich dabei um Tiere, deren Gewicht oder Alter nicht den Laborstandards entsprach. Die überflüssigen Makaken wurden einfach eliminiert.

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In Zahlen

2000 Personen arbeiten in den Zuchtbetrieben als Leiter, Tierärzte, Tierpfleger und Affenlieferanten.

2 Jahre ist das Durchschnittsalter, in dem die Affen in die Labors exportiert werden, nachdem sie von der Muttermilch entwöhnt sind.

8000 weibliche Zuchttiere werden gefangen gehalten.

25 bis 30 Jahre ist die maximale Lebensdauer von Javaneraffen in ihrem natürlichen Lebensraum.

50’000 Affen werden zurzeit auf Mauritius gezüchtet.

60’000 wilde Makaken leben schätzungsweise auf der Insel.

200 Dollar zahlen die Züchter durchschnittlich pro eingefangenen Javaneraffen an die zuliefernden Grundbesitzer.

6000 bis 8000 Makaken liefern die mauritischen Zuchtbetriebe jährlich an die Labors.

Welche Methoden werden in den Primatenzuchtbetrieben auf Mauritius angewendet?

Eine 2005 veröffentliche Dissertation eines Veterinärmediziners enthüllt die hohe Sterblichkeit durch zu frühes Absetzen der Säuglinge oder durch den Stress in der Gefangenschaft. Auszüge:

Fang
(…) Die eingefangenen Javaneraffen verbringen fünf Tage im Einzelkäfig, wo sie von Parasiten befreit und markiert werden und Tuberkulininjektionen erhalten. Danach kommen sie in Quarantäne. Es werden männliche und weibliche Affen jeden Alters gefangen und dann in homogenen Gruppen gehalten.
Während der Quarantäne nach dem Einfangen erhalten die Tiere im Abstand von zwei Wochen fünf intradermale Tuberkulininjektionen ins linke Augenlid. Während der langen Quarantänezeit behandeln die Tierärzte die Tiere gegen interne und externe Parasiten.

(…) Die Javaneraffen leiden unter zahlreichen Infektionskrankheiten, dazu gehören auch Zoonosen. Es ist bekannt, dass das Einfangen, der damit verbundene Befreiungskampf, der Transport und die geografische Veränderung für Wildtiere mit besonders hohem Stress verbunden sind. Dieser Stress kann schwerwiegende Auswirkungen auf die physische, psychische und mentale Gesundheit der Tiere haben. (…) Alle eingefangen Weibchen werden der Zucht zugeführt.

Zucht
(…) Die Weibchen der Macaca fascicularis sind durchschnittlich 167 Tage trächtig und bekommen pro Wurf ein, in Ausnahmefällen zwei Junge. Sie haben einen sehr starken Mutterinstinkt und in freier Wildbahn werden die Jungtiere mit etwa neun Monaten von der Muttermilch abgesetzt.

(…) Die Tiere [im Zuchtbetrieb] sind zwischen zehn und zwölf Monate alt und wiegen 1,2 bis 2,2 Kilogramm, wenn sie von der Mutter getrennt werden. Sie werden zusammen mit der Mutter separiert und anschliessend von ihr getrennt. Sie werden gewogen, erhalten ein Vitaminpräparat und werden dann in einem Transportkäfig in ihren neuen Käfig gebracht, wo sie mit Tieren aus anderen Käfigen leben, die am gleichen Tag abgesetzt wurden. In jedem Käfig leben etwa 40 Tiere. Dieses Zusammenleben von Tieren unterschiedlicher Herkunft und Reife auf begrenztem Raum birgt ein grosses Risiko für Infektionskrankheiten und Diarrhö-Erkrankungen. Jeder Tierpfleger ist für vier Käfige zuständig. Er muss die Käfige reinigen, das Futter verteilen, Geburten und Todesfälle notieren und seinen Vorgesetzten sämtliche Auffälligkeiten melden.

(…) Die Trennung von Mutter und Jungtier führt bei mehreren Makakenarten zur Veränderung der physiologischen Funktionen: Bei Mutter und Kind sinken die Herzfrequenz und die Körpertemperatur und der Cortisonspiegel steigt. Je intensiver die Reaktion, der Protest und die Verzweiflung der Tiere, desto grösser sind diese Veränderungen: Die Affenkinder, die nach der Trennung am häufigsten schreien und sich am längsten von der Gruppe zurückziehen, weisen die deutlichsten Veränderungen auf.

(…) Auch die Abschirmung von der Aussenwelt, das Zusammenführen von Tieren aus verschiedenen sozialen Gruppen und die Anwesenheit des Menschen sind Faktoren, welche das Auftreten und die Verbreitung von Infektionskrankheiten in Gefangenschaft begünstigen. Tritt in einem Käfig eine Infektionskrankheit auf, kann das ein schwerwiegendes Ereignis sein, das zu einer erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrate führt, da das Zusammenleben auf engstem Raum die Ansteckung aller Tiere einer Kolonie begünstigt.
Wird nicht sofort eine Behandlung eingeleitet, steigt die Mortalität sehr stark an. Der Verlust von Tieren bedeutet für die Zuchtbetriebe eine Gewinneinbusse. Die Forschungszentren gehen davon aus, dass 31 bis 67 Prozent der Todesfälle auf gastrointestinale Erkrankungen zurückzuführen sind. (…) Alle Erkrankungen von Versuchstieren haben erhebliche finanzielle Folgen. Die Behandlungskosten und die Zeit, während der die Tiere einer Gruppe nicht verwendet werden können, bedeuten auch für die Ziellabors einen Verlust.

Aus der Dissertation von Jérôme Dufour (2005), durchgeführt in den Zuchtbetrieben von Noveprim, mit dem Titel «Les diarrhées du macaque cynomolgus (Macaca fascicularis): essai de prophylaxie dans un élevage de l’île Maurice» [dt.: Diarrhö bei Javaneraffen (Macaca fascicularis): Prophylaxeversuch in einem Zuchtbetrieb auf der Insel Mauritius]. Nationale Hochschule für Veterinärmedizin Toulouse