Bei der Anhörung vor der Untersuchungskommission des französischen Senats am 16. April 2015 schätzte der Pneumologe Michel Aubier, damals Chefarzt am Pariser Hôpital Bichat, die Zahl der durch Luftverschmutzung verursachten Krebsfälle als «extrem gering» ein.
Ausserdem sagte Aubier unter Eid aus, er habe keinerlei Interessenverbindungen zu «wirtschaftlichen Akteuren», und schwor, dass er «die Wahrheit und nichts als die Wahrheit» sage. Einige Monate zuvor hatte der von den Medien geschätzte Spezialist in einer Fernsehsendung versichert, dass die Luftverschmutzung keinen Krebs verursache.
Später allerdings deckten mehrere französische Medien auf, dass Michel Aubier seit 1997 für den Mineralölkonzern Total als «medizinischer Berater der Generaldirektion» tätig ist und dafür alljährlich 100’000 Euro kassiert. Diesen Sachverhalt gab der Pneumologe im März 2016 vor der Senatskommission, die hinter verschlossenen Türen tagte, schliesslich zu.
Überdies hatte Aubier als Mitglied einer Kommission der obersten französischen Gesundheitsbehörde in der Offenlegung seiner Interessenbindungen weder die Tätigkeit für Total noch seine Zusammenarbeit mit verschiedenen Labors wie MSD France, PPD France, Resal und Laser angegeben.
Das Pariser Strafgericht hat Michel Aubier am 5. Juli 2017 wegen Falschaussage zu einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten und einer Geldstrafe in der Höhe von 50’000 Euro verurteilt. Das Gericht ging mit seinem Urteil weiter als die Staatsanwaltschaft, die lediglich eine Geldstrafe von 30’000 Euro gefordert hatte. «Für mich gab es keinen Interessenkonflikt», betonte der Pneumologe, dessen Vertrag mit Total bis Ende Jahr weiterläuft, bei der Anhörung mehrmals.
Michel Aubier ist damit die erste Person, die wegen Meineids vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission verurteilt wurde.