Zur aktuellen Situation bezüglich der Anwendung des Zwangsschwimmtests in der Schweiz haben wir Sarah Camenisch, Mediensprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), befragt.
In welchen Kantonen und Unis wird der FST durchgeführt?
Aus Datenschutzgründen können wir dazu keine Informationen herausgeben.
Wird der Test immer im Schweregrad 3 mit der höchsten Belastung für die Tiere eingestuft?
Der Test wird in der Regel mit anderen Versuchen kombiniert. Die Forschenden geben den Schweregrad für alle Versuche zusammen an. 2023 war der FST Bestandteil von sechs Forschungsprojekten. Für eines dieser Projekte wurde ein Schweregrad 2 berichtet, für die anderen fünf ein Schweregrad 3. Ob der berichtete Schweregrad ausschliesslich auf den Forced Swim Test oder auch auf die anderen Versuche zurückzuführen ist, lässt sich nicht feststellen.
Wie viele Tiere pro Jahr werden für den FST eingesetzt?
Aktuell ist der Test mit Mäusen und Ratten zugelassen. Im Jahr 2023 wurden ausschliesslich Mäuse eingesetzt. In den Forschungsprojekten, in denen der FST Teil der Versuche war, wurden 2023 rund 2000 Tiere eingesetzt. [A. d. R.: Die Zahl umfasst öffentliche und private Forschungseinrichtungen.] Der FST ist in der Regel Teil einer Versuchskombination. Die Berichte beziehen sich jeweils auf die ganze Kombination. Es kann sein, dass der FST in einzelnen Fällen gar nicht durchgeführt wurde. Aus unseren Daten lässt sich nicht ableiten, in welchen Fällen er zur Anwendung kam. Deshalb kann die Anzahl der dafür verwendeten Tiere nicht exakt bestimmt werden.
Wie lange dauert der Versuch und wird er mehrmals wiederholt?
Der Test dauert 5 bis 6 Minuten. Die Anzahl Wiederholungen hängt vom Forschungsziel ab. Drei der Projekte, die 2023 bewilligt wurden, sahen nur eine Durchführung vor. Für die anderen drei Projekte wurden Wiederholungen des Tests bewilligt.
Sterben alle Tiere nach Abschluss der Versuche und wie werden sie getötet (Euthanasie-Injektion unter Narkose, CO₂ usw.)?
Nach den Versuchen werden alle Tiere euthanasiert. Dafür werden verschiedene zulässige Methoden verwendet.
Welche nützlichen Ergebnisse wurden mit diesen Versuchen erzielt?
Die konkreten Forschungsergebnisse und deren wissenschaftliche Analyse müssen dem BLV nicht berichtet werden.
Warum wird der FST trotz mangelnder wissenschaftlicher Gültigkeit weiterverwendet?
Psychische Erkrankungen wie affektive Störungen müssen besser erforscht werden und es müssen neue Therapien entwickelt werden. Nach dem 3R-Prinzip müssen geeignete Methoden mit möglichst geringer Belastung für die Tiere eingesetzt werden. Das bedeutet, dass der FST ersetzt werden muss, wenn es eine bessere Alternative gibt. Gemäss dem Bericht, den der britische Ausschuss für Tiere in der Forschung (Animals in Science Committee) 2023 herausgegeben hat, gibt es zurzeit noch keine zuverlässige und ausreichend validierte tierfreie Methode, die den FST direkt ersetzen könnte. Bis ein Ersatz verfügbar ist, muss nach Ansicht des Ausschusses jeder Einsatz eines FST gut begründet und geprüft werden.
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Emily Trunnell hingegen hat im Interview mit der LSCV bestätigt: «Die moderne Entwicklung von Antidepressiva beruht nicht auf dem FST, und der Test hat noch niemals gültige Vorhersagen zur klinischen Wirksamkeit zugelassen. Er bringt überhaupt nichts.»
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Da uns das BLV «aus Datenschutzgründen» keine Auskunft darüber geben konnte, wo der FST durchgeführt wird, haben wir direkt bei den Hochschulen nachgefragt, ob sie den Test aktuell einsetzen.
Die Liste zeigt den Stand am 29.11.2025.
Auch die Universität Freiburg und die ETH Zürich haben bis vor wenigen Monaten noch Forced Swim Tests durchgeführt undwerden es vielleicht wieder tun.
Es handelt sich also lediglich um eine momentane Bestandsaufnahme, die nichts darüber aussagt, ob die Hochschulen künftig FST durchführen wollen oder nicht.
Der Universität und der ETH Lausanne (EPFL) haben wir zusätzliche Fragen gestellt. Auch die ETH Zürich und die Universität Freiburg haben uns zusätzliche Informationen zum Einsatz des FST geliefert.
Ein soeben beendeter und ein laufender Test an der ETH Lausanne (EPFL)
Der EPFL-Kommunikationsbeauftragte Rémi Carlier teilte uns Ende 2024 mit, der FST komme an der EPFL in zwei Projekten zur Anwendung. Zudem habe das kantonale Veterinäramt eines der Projekte im Mai 2024 einer Inspektion unterzogen. Laut Carlier wurden zu diesem Zeitpunkt an der EPFL Ratten und Mäuse für die Tests eingesetzt. Beide Projekte zusammen umfassten «maximal 202 Tiere über einen Zeitraum von drei Jahren». Mit den Ratten wurden die Tests an zwei Tagen durchgeführt, wobei der Test am ersten Tag 15 Minuten und am zweiten Tag 5 Minuten dauerte. «Die Tests mit den Mäusen werden nur einmal durchgeführt und dauern 6 Minuten», so Carlier weiter. «Ratten und Mäuse können natürlicherweise schwimmen und auf dem Wasser treiben. Entsteht im Test der Eindruck, dass ein Tier kämpfen muss, um an der Oberfläche zu bleiben, wird es aus dem Wasser genommen.» Am 10.12.2025 präzisierte Rémi Carlier, dass einer der beiden Versuche inzwischen abgeschlossen sei. Der laufende Versuch betreffe ausschliesslich Mäuse, und zwar insgesamt 112.
Nach den Versuchen bleibt keines der Tiere am Leben: «Nach Abschluss der Testserie werden die Tiere euthanasiert. Dies geschieht nicht mit CO2, sondern mittels Pentobarbital-Injektion.» Wir haben Rémi Carlier auch gefragt, welchen konkreten Nutzen der umstrittene Test habe. Wie zuvor beschrieben, wird der FST seit Jahren von zahlreichen Wissenschaftler*innen in Zweifel gezogen. Doch Carlier meinte dazu: «Zurzeit gibt es keine tierfreie Methode, die ebenso relevante Ergebnisse wie der FST liefert, wenn es um die Messung von Antriebslosigkeit bei Tieren geht. Dabei handelt es sich um einen Zustand, der bei vielen Beeinträchtigungen der physischen und psychischen Gesundheit eine Rolle spielt.» Er ergänzte, an der EPFL sei der Test wo immer möglich durch den «Laufband-Test (aktives Anpassungsverhalten)» ersetzt worden. Der Laufband-Test wird dem Schweregrad 2 mit einer sogenannt «mittleren» Belastung für die Tiere zugeordnet.
Auf die Frage, warum ein Test, dessen Ergebnisse zahlreiche Wissenschaftler*innen für unsicher und unzuverlässig halten, weiterhin eingesetzt wird, räumt Carlier ein: «Früher wurde der FST verwendet, um zu prüfen, ob ein Tier als ‹Modell für Depression› betrachtet werden kann. Dieser Ansatz ist heute jedoch umstritten und gilt als zu vereinfachend, da sich eine Depression beim Menschen in vielfältigen Symptomen wie Schuldgefühlen, dem Gefühl der Nutzlosigkeit und Suizidgedanken äussert, die beim Tier nicht bewertet werden können. Es ist wichtig, anzuerkennen, dass der FST kein Modell für Depression ist und folglich nicht dazu dienen kann, die Ursache(n) dieser Krankheit zu erforschen. Unseres Erachtens bleibt der Test aber ein sehr nützliches Messinstrument für die Leistungsmotivation bei der Bewältigung von Herausforderungen und für die Identifizierung individueller Unterschiede bei Anpassungsreaktionen.»
Der Verhaltenstest diene nach wie vor «als Instrument, um zu untersuchen, ob die Tiere auf eine Herausforderung aktiv oder passiv reagieren», und werde an der EPFL eingesetzt, «um die Verbindung zwischen dem Energielevel des Gehirns und dem Motivationsverhalten zu erforschen», so Carlier: «Eine der untersuchten Forschungsfragen ist, ob durch eine Ernährungsintervention mit mitochondrialen Aktivatoren ein motiviertes Verhalten und aktive Anpassungsstrategien bei der Bewältigung von anstrengenden Aufgaben stimuliert werden können. […] Der Test zeigt, dass sich – bei Nagetieren – die neurobiologischen Prozesse, die mit einem Motivationsdefizit im Zusammenhang stehen, bei den einzelnen Individuen stark unterscheiden. Ein Phänomen, das auch bei Personen mit Depression oder anderen psychischen und physischen Gesundheitsproblemen beobachtet wird. Das Verstehen der Schlüsselmechanismen hinter diesen natürlich auftretenden oder beispielsweise durch Stress bedingten Unterschieden hat sich als wesentlicher Schritt zur Identifizierung möglicher Therapien erwiesen.»
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Emily Trunnell sagt dazu: «Neuropsychiatrische Medikamente haben eine astronomisch hohe Durchfallquote, die weitgehend auf schlechte präklinische Tiermodelle zurückzuführen ist. Menschen mit Depression und anderen psychischen Störungen stehen Herausforderungen gegenüber, die in der Regel komplexe soziale Stressfaktoren wie Beziehungen und Finanzen umfassen, und nicht Situationen, in denen sie fast im Wasser ertrinken.»
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Ein laufendes Projekt an der Universität Lausanne
Die Medienverantwortliche der Uni Lausanne, Géraldine Falbriard, beantwortete unsere Fragen Ende 2024 wie folgt: «Aktuell haben zwei Forschungsprojekte in psychiatrischen Neurowissenschaften an der Biologischen und Medizinischen Fakultät eine Bewilligung für die Durchführung von erzwungenen Schwimmtests erhalten. Die Tests sind gemäss den Richtlinien von 2018 dem Schweregrad 3 zugeordnet. Beide Forschungsprojekte werden mit Mäusen durchgeführt. Ich sende Ihnen unten die Details sowie die von den Forschenden eingereichten Begründungen für die Durchführung der Tests zu.» Eines der beiden Projekte wurde inzwischen per Ende November 2025 beendet.
- Projekt 1 (beendet): «Untersuchung der Rolle von Laktat als Mediator der antidepressiven Wirkung von Probiotikagaben und körperlicher Bewegung.»
- Referenz-Nr.: VD3801a
- Dauer der Bewilligung: 08.12.2023 – 28.11.2025
Begründung der Forscher*innen:
«Depression ist eine multisymptomatische Krankheit. Es wäre schwierig, eine antidepressive Wirkung allein durch das Messen der Anhedonie zu bestimmen. Deshalb schlagen wir im vorliegenden Gesuch vor, auch Ängste und soziale Interaktionen in unser Corticosteron-induziertes Depressionsmodell einzubeziehen. Verzweiflung ist ein Schlüsselsymptom der Depression und muss analysiert werden. Trotz der Kontroverse um den Forced Swim Test bleibt dieser der Referenztest zur Untersuchung dieses Symptoms. Bisher ist kein Test verfügbar, der Verzweiflung bei Mäusen ebenso zuverlässig misst wie der erzwungene Schwimmtest. Aus diesem Grund möchten wir unsere Tiere dem Forced Swim Test unterziehen, um eine möglichst vollständige Charakterisierung unseres Depressionsmodells und der vorgeschlagenen Therapien zu erzielen.»
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Emily Trunnell von PETA hat im Interview aber erklärt: «Die vollständige Abkehr vom Tierversuch und die Ausrichtung auf menschliche Daten und auf Instrumente, die auf der menschlichen Biologie basieren, würden die Entwicklung wirksamer Therapiemethoden in der Depressionsforschung nicht behindern, sondern verbessern.»
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- Projekt 2: «Auswirkung der Gen-Abschaltung des Coaktivators CRTC1 auf die Stimmungssteuerung und die zirkadiane Regulation der Nahrungsaufnahme bei Mäusen»
- Referenz-Nr.: VD3879a
- Dauer der Bewilligung: 30.06.2023 – 09.07.2026
Begründung der Forscher*innen:
«Die Verhaltenstestes zur Untersuchung des ängstlich-depressiven Zustands bei Mäusen wurden so ausgewählt, dass die Belastung für die Mäuse möglichst gering ist. Auf den Forced Swim Test kann jedoch nicht verzichtet werden […]. Der Forced Swim Test wird mehr oder weniger zu Recht kritisiert. Es ist richtig, dass er für sich genommen kein Tiermodell für Depression darstellt und dass seine Konstrukt- und Augenscheinvalidität eher gering sind. Die menschliche Depression ist eine multisymptomatische Krankheit, die nicht mit einem einzigen Verhaltenstest an Tieren modelliert werden kann. […] Wir haben eine breite Palette an Verhaltenstests angewendet, um Aggressivität, sexuellen Antrieb, Ängstlichkeit, Anhedonie* und Immobilität während des Tests sowie die Reaktion auf ein Antidepressivum (Fluoxetin) zu messen. […] Deshalb ist es trotz der Kontroverse um den Forced Swim Test wichtig, dass wir unsere verschiedenen Mausmodelle diesem Test unterziehen können, obschon die Bedeutung und die Ursachen der Immobilität der Mäuse noch umstritten sind […]. Kein anderer Test kann den Forced Swim Test für die Erforschung der Ursachen für passive Bewältigungsstrategien (Passive Coping Style) bei Mäusen ersetzen.»
*Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden bei Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben (Essen, sozialer Kontakt, Freizeitbeschäftigungen).
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Laut Emily Trunnell ist die Aussage, dass kein anderer Test den FST ersetzen kann, falsch. Vielmehr findet sie, dass «ein Test wie der FST, der so wenig prädiktiv und mit so grossem Tierleid verbunden ist, sofort abgeschafft werden kann und muss. Eine Abschaffung hätte keinerlei negative Auswirkungen. Davon abgesehen gibt es durchaus für den Menschen relevante tierfreie Ansätze zur Erforschung von Depressionen und zum Testen von potenziellen Antidepressiva.»
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Ein soeben beendeter Test an der ETH und ein laufender Test an der Universität Zürich
Christoph Elhardt, Mediensprecher der ETH, hat uns Ende 2024 geantwortet, dass «der Forced Swim Test nach Porsolt an der ETH Zürich nicht für die Depressionsforschung verwendet wird. Eine Forschungsgruppe nutzt jedoch einen Forced Swim Test als Stressfaktor, um die Ursachen und kognitiven Mechanismen von Stress zu untersuchen und mögliche Therapien zu identifizieren. Die dafür eingesetzten Mäuse schwimmen einmal während 6 Minuten im Wasser. Danach werden die Tiere euthanasiert. Die Euthanasiemethode hängt von der Art der zu erhebenden Daten ab. […] In den letzten eingereichten und bewilligten Gesuchen wurde der FST durch einen anderen Test mit einem geringeren Schweregrad ersetzt. Somit wird er an unserer Hochschule nicht mehr durchgeführt.» Der erwähnte Test ist inzwischen beendet und die ETH führt aktuell keinen FST durch. Das heisst aber nicht, dass dies so bleibt, wie Elhardt bestätigt: «Der Forced Swim Test nach Porsolt als Stressor könnte wieder eingesetzt werden, falls er für ein Forschungsprojekt beantragt und von den kantonalen Behörden bewilligt wird.»
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Auch diese Antwort der ETH scheint dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen. Emily Trunnell hat es so erklärt: «Das grösste Hindernis ist wohl die tief verwurzelte akademische Tradition: Forschende, die den FST seit Jahrzehnten einsetzen, sind auf diese Praxis fixiert, geben sie ihren Doktorand*innen weiter und erhalten so die Tradition aufrecht.»
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Die Uni Zürich hat uns auf mehrfache Nachfrage über den Kommunikationsverantwortlichen Kurt Bodenmüller mitteilen lassen, dass der FST nicht mehr für die Depressionsforschung, jedoch für «gezielte Stressforschung» verwendet werde, «um bei jungen Mäusen einen Stresszustand hervorzurufen, um die Auswirkungen auf ihr Gehirn und ihre körperliche Gesundheit im Erwachsenenalter zu bestimmen und die molekularen Mechanismen zu studieren. Eine Maus wird dabei für fünf Minuten dem Test unterzogen. Die Mäuse können nach dem Test zur Fortpflanzung verwendet werden, um zu testen, ob die Auswirkungen bei den Nachkommen auftreten.»
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Für Emily Trunnell spielt es jedoch keine Rolle, ob der FST für die Depressionsforschung verwendet wird oder nicht, denn «der FST löst bei den Tieren zwar offensichtlich Stress aus, reproduziert aber nicht diejenigen Stressfaktoren, die der Mensch normalerweise als solche empfindet.»
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Kein laufender Forced Swim Test in Freiburg, aber eine Entwicklung, die wir im Auge behalten
Vonseiten der Uni Freiburg haben wir Ende 2024 ein E-Mail des Kommunikationsverantwortlichen, Marius Widmer, erhalten: «Meines Wissens wurden bei uns keine solchen Tests durchgeführt. Zudem muss im Gesuch an die Kommission, welche die Empfehlung abgibt, jedes Mal klar dargelegt werden, wozu ein Versuch dient. Ich habe mehrere Kolleg*innen, die mehr darüber wissen könnten, kontaktiert, aber nach allen verfügbaren Informationen (und erhaltenen Rückmeldungen), ist das in Freiburg nicht der Fall. Sollte ich wider Erwarten noch anderslautende Informationen erhalten, werde ich Ihnen dies umgehend mitteilen.» Daraufhin hörten wir nichts mehr von ihm.
Ein Forscher hat uns anschliessend weitere Informationen zukommen lassen, die zeigen, dass der Test sehr wohl mindestens einmal, nämlich im Jahr 2021, von einer Forschungsgruppe durchgeführt wurde. In einer Studie heisst es: «Die Mäuse wurden […] während […] fünf Tagen einem Forced Swim Test (FST) […] unterzogen, bei dem die Dauer der Immobilität beurteilt wurde.» Wir fragen uns, wie der Kommunikationsverantwortliche diese Information vergessen konnte. Am 17.11.2025 haben wir den Autor der Studie, Urs Albrecht, kontaktiert. Dieser antwortete uns, der FST sei «vor mehreren Jahren durchgeführt worden, als er noch zugelassen war. Die Ergebnisse werden immer etwas später publiziert, was auch im genannten Beispiel der Fall war. Wir führen seit mehreren Jahren keine FST mehr durch und haben sie durch den Tail Suspension Test ersetzt.»
Nach mehrmaligem Nachfragen bei der Universität erhielten wir schliesslich zusätzliche Antworten von Marius Widmer: «Der Forced Swim Test ist ein Verhaltenstest. Die Tests werden nach den zwei Schweregraden «bis zur Erschöpfung» und «ohne Erschöpfung» unterschieden. An der Universität Freiburg wurden seit mehr als zehn Jahren keine FST «bis zur Erschöpfung», sondern ausschliesslich Tests «ohne Erschöpfung» durchgeführt. Die Mäuse ertrinken dabei nicht und werden nicht getötet. Der FST «ohne Erschöpfung» war bis 2018 dem Schweregrad 1 (SG1) zugeordnet, wird aber seit der Revision systematisch als SG3 bewertet. Für die Forschungsarbeit, die Sie in Ihrer E-Mail zitieren, wurde tatsächlich der FST eingesetzt, was mir noch nicht bekannt war, als ich Ihnen das letzte Mal geantwortet habe. […] In den letzten eingereichten und bewilligten Gesuchen wurde der FST durch einen anderen Test mit einem geringeren Schweregrad ersetzt. Somit wird er an unserer Hochschule künftig nicht mehr durchgeführt.»
Die falschen oder unvollständigen Antworten vonseiten der Universität sind nicht gerade vertrauensfördernd. Zudem handelt es sich bei dem von Widmer angesprochenen Test, mit dem der FST ersetzt wurde, um den Tail Suspension Test, bei dem die Tiere am Schwanz aufgehängt werden. Dieser Test wird, wie uns Marius Widmer am 20.11.2025 erklärte, dem Schweregrad 2 zugeordnet: «Das Forschungsdesign und die detaillierten Zahlen werden zwischen den Forschenden und der kantonalen Kommission geklärt. Als Institution können wir im Nachhinein in unserem Jahresbericht zur Forschung an Tieren darüber informieren.» Ein anderes, noch bis 2027 laufendes Projekt der Uni Freiburg lässt vermuten, dass der FST auch in Zukunft noch in neuen Versuchen eingesetzt wird. Auch wenn keine der zahlreichen Publikationen im Rahmen dieses Projekts direkt auf Daten aus dem FST basiert, beziehen sich doch mehrere auf den Test. Wir werden die Entwicklung dieser Forschungsarbeiten in Freiburg und in anderen Kantonen also wachsam im Auge behalten.
Petition und nationalen Kampagne
Die LSCV lanciert eine Petition ans eidgenössische Parlament sowie eine Kampagne gegen den Forced Swim Test. Wir fordern, dass sich unsere Behörden für ein Verbot dieses grausamen Tierversuchs einsetzen, dessen wissenschaftliche Zuverlässigkeit seit Jahrzehnten infrage gestellt wird. Bitte unterzeichnen Sie die Petition und teilen Sie sie in Ihrem Umfeld. Wir zählen auf Sie!

